Nationale Finanzbildungsstrategie: Der Aktionsplan

Im letzen Beitrag auf unserer Seite haben wir und angesehen woher die nationale Finanzbildungsstrategie kommt und was die Ziele derer sind, sowie wer die handelnden Organe sind. In diesem Beitrag soll es darum gehen, was im Aktionsplan vorgesehen ist, wie die Aktionen umgesetzt werden sollen. Der beste Plan nutzt einem nichts wenn die Umsetzung nicht funktioniert oder nur mäßig vorankommt. Daher wollen wir hier feststellen wie die Aktionen geplant wurden und wie sie in die Umsetzung gehen. Dazu werden wir exemplarisch einige wenige konkret ansehen. Viel Spaß beim Lesen!

Der ursprüngliche Aktionsplan von 2021 bis 2026

Um in eine Umsetzung gehen zu können braucht es für die jeweiligen Aktionen auch eine Zielgruppe. Die Aktionen werden anhand der politischen Hauptprioritäten definiert und davon 41 „Actiontools“ abgeleitet. Definition eines Action Tools: Action Tools sind Sub-Maßnahmen die zu der Bearbeitung einer Hauptpriorität beitragen. Zu einem Action Tool kann es mehrere unterschiedliche Maßnahmen von unterschiedlichen Stakeholdern geben.

Da die nationale Finanzbildungsstrategie eine groß angelegte politische Initiative ist, ist die Zielgruppe sehr vielfältig. Es wird daher in unterschiedliche Lebensphasen gruppiert.

Lebensphasenmodell des BMF eine Grundlage des Aktionsplan
Lebensphasenmodell (Quelle: BMF)

Angefangen bei der Schulzeit in der Grundschule über junge Erwachsene zu ersten Anschaffungen und dem Ruhestand werden acht Lebensphasen unterschieden. In der Finanzbildungsstrategie werden aus diesen Lebensphasen dann fünf vorrangige Zielgruppen kondensiert, die den unterschiedlichen Lebensphasen gerecht werden. Wird später in den Actiontools von „GB“ gesprochen so richtet sich diese Aktion an die Gesamtbevölkerung

LebensphaseBeschreibungAbkürzung
Kinder und Jugendlichevon 6-19 Jahren in der Grundschule, AHS, BHS und BerufsschuleJS
Jugendliche und Junge Erwachsene im außerschulischen Bereichvon 14 Jahren bis Mitte Zwanzig. JE
Frauenbesondere Betrachtung auf Grund von PensionslückeF
Berufstätige Erwachsene und Kleinunternehmerinnenwenig Angebote an diese Zielgruppe bisher BEU
(potenzielle) Privatanlegerinnen und PrivatanlegerFördern von Beteiligung an den KapitalmärktenPA
vorrangige Zielgruppen

Außerdem gibt es noch drei besonders wichtige Zielgruppen, die innerhalb der Gesamtbevölkerung adressiert werden. Das sind Menschen ohne Arbeit, Menschen mit Migrationshintergrund und Seniorinnen.

Wir behalten die Struktur der politischen Hauptprioritäten aus dem ersten Beitrag bei, damit wir hier konsistent bleiben.

Frühzeitige Entwicklung der Grundlagen und Verhinderung von Überschuldung

Insgesamt werden in dieser Hauptpriorität 19 Action Tools. Wir haben uns davon 5 herausgegriffen, die uns wichtig erscheinen.

Es geht in diesen Action Tools hauptsächlich um JS und JE, was in der Natur der Sache liegt, da wir über frühzeitige Bildung reden.

  • Einbringung von Fachwissen in die Lehrpläne, Unterrichtsmaterialien und Schulbüchern der österreichischen Schulen. (JS)
  • Außerschulische Aktivitäten mit Relevanz in Finanzbildung (Hackathons, Wettbewerbe, Theaterstücke, usw.) (JS)
  • Schulung von Lehrpersonal zu finanziellem Wissen. (JS)
  • Förderung und Verbreitung von digitalen Tools, die einen Überblick über die zukünftigen Einnahmen und Ausgaben sowie Kreditverpflichtungen schafft. (GB)
  • Förderung des Verständnisses über Verhaltensweisen die die finanzielle Resilienz gegenüber Wirtschaftskrisen stärken. (GB)

Förderung von langfristiger Finanzplanung; der Aktionsplan

In unserer Hauptpriorität zwei wurden im ursprünglichen Strategiedokument 16 Action Tools im Aktionsplan festgelegt. Wir werden uns wieder 5 konkrete raussuchen. Die restlichen können dann im Strategiedokument auf der Website vom BMF selbst durchgelesen werden.

  • Zugänglichkeit von objektiven, leicht verständlichen Informationen zu Spar- und Anlageprodukten. (GB, F, PA, JS, JE, BEU)
  • Sensibilisierung über die Wichtigkeit der langfristigen risikogestreuten Anlage. (GB, F, PA, JE, BEU)
  • Aufklärung über ökologische Auswirkungen von Investitionsentscheidungen (Green Financial Literacy Roadmap). (GB, PA)
  • Stärkung des Bewusstseins für kriminelle Machenschaften und Online Betrug. (GB)
  • Verständnis für das österreichische Pensionssystem stärken (3 Säulen-Modell) und die privaten und betrieblichen Möglichkeiten erklären. (GB, F, JE, BEU)

Bedeutung bewusst machen und Zugang sicherstellen

Awareness – eines der wichtigsten Dinge im heutigen Informationstschungel online. Eine vertrauenswürdige Quelle wie das Bundesministerium für Finanzen noch dazu; das hat dann bei den Usern schon Gewicht und bekommt die dementsprechende Relevanz zugeschrieben. Dafür gibt es für diese Hauptpriorität vier Action Tools.

  • Einrichtung eines zentralen Online Portals für Finanzbildung. (GB)
  • Organisation von Massenkommunikationskampagnen über Multi-Channel zur Einführung der Kampagne. (GB)
  • Einrichtung regelmäßiger Kanäle als Schnittstelle zu potenziellen Multiplikatoren. (GB)
  • Werbung für Networking im Bereich Finanzbildung und für öffentliche Initiativen wie Mentoring- Programme. (GB)

Verbesserung der Effektivität von Finanzbildungsmaßnahmen

  • Festlegen eines Verhaltenskodex für die Einbindung von Stakeholdern
  • Schaffung eines gemeinsamen Verständnisses für die Kernkompetenzen im Bereich Finanzbildung

Darüber hinaus soll die Forschung zum Thema Finanzbildung gefördert werden und die Strategie wechselseitig von dieser Forschung profitieren und immer am aktuellsten Wissensstand sein. Eine weitere Aufgabe der Organe der Strategie ist die laufende Überwachung der einzelnen Initiativen der Finanzbildungsstrategie.

Im nächsten Beitrag werden wir uns die Umsetzung bisher ansehen. Was ist passiert, wo gibt es noch Aufholpotenziale und was ist für die nächste Zeit (2024) geplant.

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